Interview mit Rainer Buck



Der Schriftsteller Rainer Buck führte zum Erscheinen meines Romans folgendes Interview mit mir durch:

RB: Irgendwie habe ich den Eindruck, dein Roman wird gerne damit beschrieben, was er nicht ist. Kein typischer Arztroman, kein typischer Liebesroman, kein üblicher Unterhaltungsroman. Kannst Du verraten, was er ist?

E.NW: Eine Geschichte aus dem Leben. Mit Personen, die uns allen bekannt vorkommen, weil wir sie so oder ähnlich in unserem Freundes- und Kollegenkreis wiederfinden. Eine Geschichte, in der wir sofort drin sind, weil sie uns allen passieren könnte. In der wir die Reaktionen und Handlungen der Protagonisten mit unseren abgleichen können: Hätten wir es genauso gemacht wie die? Wir können sie  packen und schütteln, wenn sie immer wieder gegen dieselben Wände rennen. Oder uns zurücklehnen und anerkennend nicken, wenn sie’s endlich kapiert haben.

RB: Hättest du es dir als Neuautorin nicht einfacher damit machen können, eine Geschichte zu schreiben, die gängige Erwartungen erfüllt?

E.NW: Oje, was sind gängige Erwartungen? Fällt ein historischer Fantasykrimi mit Lokalkolorit darunter? Das müsste ich erst üben.
Ich habe eine Geschichte ohne Zuckerguß und Schnörkel geschrieben, mit Figuren, die nerven, manchmal haarsträubend unvernünftig agieren, sich abstrampeln, etwas im Herzen tragen, von dem sie überzeugt sind, und die man trotz oder gerade deswegen total gut leiden kann. So gesehen hätte ich es mir mit nichts einfacher machen können als mit diesem Roman.
  
RB: Den Klinikalltag scheinst Du nicht nur von Krankenhausbesuchen oder aus Arztserien zu kennen?

E.NW: Ich geb ja zu: Manchmal ist es mit mir durchgegangen. Zwanzig Jahre Klinikalltag bieten nun mal überbordenden Stoff zum Erzählen. Aber dank der strengen und heilsamen Interventionen meines Lektors hat sich der Klinikfaktor gesundgeschrumpft, bevor das Buch in den Druck gegangen ist.

RB: Befürchtest du nicht, dass dein Roman in die Ecke „Betroffenheits“- und „Verarbeitungsliteratur“ gedrängt wird? Wie hast du diese Gefahr gebannt?

E.NW: Indem ich bewusst die Form eines belletristischen Romans gewählt habe. Es gibt bereits so viele Tatsachen- und Enthüllungsberichte aus der Klinik, der Arztpraxis und dem Rettungswagen, dass dem nichts Neues mehr hinzuzufügen ist.
Ich wollte einen Roman schreiben, der hinterfragt, was mit denen passiert, die in der heutigen Spaß- und Leistungsgesellschaft nicht mithalten können oder wollen. Das Thema hat also gar nicht so viel mit Klinik und Gesundheitswesen zu tun. Dass sich ein Teil der Handlung im Krankenhaus abspielt, liegt einzig daran, dass ich mich dort gut auskenne und nicht umständlich recherchieren musste.

RB: Aber man wird sich vielleicht trotzdem fragen, warum man sich solch eine problembeladene Story überhaupt antun soll, wenn es doch auch so viele klassische Arztromane gibt?

E.NW: Also, ich finde viele Arztserien  extrem problembeladen. All die Patientenschicksale ... und wird der Doktor die Liebe der Schwester erwidern?
Nee, im Ernst: Ich denke, das ist Geschmacksache. Es gibt Leute, die haben keine Folge der „Schwarzwaldklinik“ verpasst, und andere haben sich mit Begeisterung durch das „House of God“ geschmökert. Mein Buch liegt irgendwo dazwischen: Der erste Teil zeigt  viel ungeschönte Klinikrealität, aber  im zweiten Teil kann man in verwunschenen Winkeln unter mediterraner Sonne seinen Träumen freien Lauf lassen. Meine Figuren agieren mitunter ziemlich zynisch – wie alle Kliniker. Aber sie resignieren nicht, bleiben der Menschlichkeit auf der Spur. Sie behalten ihre Ideale im Blick, streben danach und erreichen sie schließlich auch (mehr oder weniger gebeutelt ;-))   

RB: Wie stellst du dir denn deine typische Leserin oder deinen typischen Leser vor?

E.NW: Ich glaube, das sind Leute, denen es nicht so wichtig ist, mit hängender Zunge als erster durchs Ziel zu preschen. Die lieber zwischendurch mal anhalten, beobachten und sich dann für eine eigene Richtung entscheiden, bevor sie einfach mitrennen und irgendwo ankommen, wo sie gar nicht hinwollten. Oder – noch schlimmer – auf der Strecke bleiben.
Auf jeden Fall sind es Leute, die gern gute, authentische Geschichten lesen!

RB: Und was bist du selbst für ein Typ Leserin?

E.NW: Ich lese gern gute, authentische Geschichten.

RB: Gibt es schon einige Reaktionen auf das Buch?

E.NW: Die ganze Bandbreite! Manche hätten gern noch mehr aus der Klinik gelesen, anderen gefiel erst der zweite Teil, der in der Mancha spielt, so richtig gut. Kollegen fanden die Klinikszenen zu weichgespült. Die „echten Härten“ hätte ich gar nicht aufgezeigt, warfen sie mir vor.
Aber fast unisono kam das Feedback, dass die Geschichte spannend sei und sich flott und fluffig lesen lasse.

RB: Dein Wohnort Großburgwedel ist ja bekannt für bodenständige Einwohner und sparsame Grundbesitzer. Hast du für dich eine Strategie entworfen, mit künftiger Berühmtheit und sprudelnden Einnahmen umzugehen?

E.NW: Aber ja! Beides vermeiden!

RB: Na dann, viel Erfolg!







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