50. Kapitel



Ansgar stellt den Geräteschuppen auf den Kopf. Wie besessen durchforstet er sämtliche Winkel, wühlt sich durch Schränke und Regale.
Irgendwo hier muss sich sein Zelt befinden; mitsamt Isomatte, Schlafsack und Kartuschenkocher.
Er flucht.
Das kommt davon, wenn man zu gründlich aufräumt.
Draußen unter der Laube haben die Kampfhandlungen wieder begonnen. Mittlerweile hat er ein Gehör dafür entwickelt. Wenn die Mädels die befestigten Wege des Smalltalks verlassen, wird Babs’ Stimme lauter und nimmt eine schrille Färbung an, während Theas Stimme vor Eiseskälte zu klirren beginnt.
Wo steckt nur dieses verdammte Zelt?
Er schleudert die hervorgekramten Gegenstände in die Schränke zurück und schlägt die Türen zu. Letzte Option: Remise.
Dazu muss er an den Streithennen vorbei.
Er stellt seine Ohren auf Durchzug und prescht los.
In der Remise angekommen, atmet er auf. Man hat seinen Durchmarsch gar nicht bemerkt.
Seine Campingausrüstung liegt, genauso wie alle anderen Dinge, die noch keinen Platz auf der Finca gefunden haben, auf einem großen Haufen hinten links in der Ecke. Erleichtert schnappt er sich das Bündel.
Im vorderen Bereich des Hofes, unter den Korkeichen, schlägt er sein Zelt auf. Das Zirpen der Grillen ist hier laut genug, um das Gezänk größtenteils zu übertönen, und wenn auch noch der Wind im Laub der Bäume raschelt, gelingt es ihm womöglich, sich vorzustellen, es sei still auf seiner Finca.
Er breitet seine Isomatte und den Schlafsack aus und macht sich darauf lang.
Sein Magen knurrt, und nach dem langen, heißen Tag auf der Baustelle sehnt er sich nach einer Dusche. Doch seine Abneigung, sich jetzt in die Arena zu begeben, ist größer.
Seiner Erfahrung nach liefern sich die Damen gerade ihr Tagesabschlussscharmützel und werden sich hernach zurückziehen. Dann gehören Dusche, Küche und Laube ihm.

Hatte er nicht mal zwei Hunde? Die könnte er jetzt gut gebrauchen.
Ein Mann und seine Hunde, ein Lagerfeuer, Freiheit und Einsamkeit. Ein schönes Bild. Zwar furchtbar kitschig, aber auch unabhängig und stark. Männlich.
Doch Segundo hat sich als käuflich erwiesen. Für ein paar Streicheleinheiten und Leckerli klebt er an Babs’ Fersen. Und Woody ist für niemanden sonst ansprechbar, wenn Thea hier ist. Das war schon immer so.
Ansgar brummt frustriert.
Er blickt den Fakten ins Auge. Statt des markigen Cowboys aus der Tabakwerbung campiert hier ein Loser, dem auf seinem eigenen Hof zwei Frauen auf der Nase herumtanzen, die ihn irgendwann mal verlassen haben.

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